Unser pädagogisches Konzept

Als landwirtschaftlicher Betrieb spüren wir die Veränderungen, die durch den rasant fortschreitenden Biodiversitätsverlust und den Klimawandel entstehen, direkt. Gleichzeitig können wir durch unsere Art des Wirtschaftens einen Beitrag zur Erreichung der Biodiversitäts- und Klimaziele leisten und andere dazu inspirieren, es uns gleichzutun. In unserer pädagogischen Arbeit bringen wir Menschen Umwelt- und Naturschutz im Rahmen der nachhaltigen Landwirtschaft näher. Wir zeigen, wie nachhaltige Landwirtschaft unter den Bedingungen eines sich wandelnden Klimas und gesellschaftlicher Veränderungen möglich ist, die gesunde Ernährung sichert und die Biodiversität bewahrt. 

Wir orientieren uns an den pädagogischen Grundlagen der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Unsere Arbeit trägt zur Umsetzung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und zur Implementierung von BNE an außerschulischen Lernorten bei, wie es im Nationalen Aktionsplan BNE gefordert wird. Unser Hof mit seinen Äckern, Streuobstwiesen, Blühwiesen, Weiden und Hühnern ist der ideale Lernort, um die Komplexität der Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung in der Landwirtschaft praktisch erfahrbar und damit auch begreifbar zu machen. 

In einer globalisierten Welt hat das eigene Handeln immer Auswirkungen auf andere. Zudem beeinflusst unser heutiges Handeln die Handlungsmöglichkeiten künftiger Generationen. Diese Komplexität machen wir in unserer pädagogischen Arbeit anhand von Beispielen aus unserem Hofalltag verständlich. Wir schaffen für unsere Teilnehmenden Lerngelegenheiten, um nachhaltige Verhaltensweisen und Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, zu erproben und zu reflektieren. Mit unseren Bildungsprogrammen befähigen wir Menschen dazu, durch ihre alltäglichen Entscheidungen einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Diese Strategien können dann in den Alltag integriert und weitergegeben werden – so können unsere Teilnehmenden zu Change Agents der nachhaltigen Entwicklung werden. 

UNSERE SCHWERPUNKTE

Der Gertrudenhof

Die Angebote unseres Bildungsprogramms finden ausschließlich auf dem Gertrudenhof statt. Je nach Themenschwerpunkt, Jahreszeit und angepasst an die Bedürfnisse unserer Zielgruppen können wir unsere Äcker, Blüh- und Streuobstwiesen und Weiden, unsere Stallungen, Scheunen und Hallen nutzen.

Wir haben zusätzliche Überdachungen geschaffen, um Unterschlupf bieten zu können. Wir kontrollieren alle von uns für die Bildungsangebote genutzten Orte auf Sicherheit und achten auf die besondere Pflege. Wir arbeiten nicht an Orten, auf denen aktuell potenziell gefährliche landwirtschaftliche Tätigkeiten stattfinden. Inklusives Arbeiten ist uns wichtig, dennoch ist es leider auf unserem landwirtschaftlichen Betrieb nicht überall barrierefrei. Wir sind jedoch flexibel und können unsere Programme anpassen und individuelle Lösungen finden.  

Unser Team

In unserem Team arbeiten Menschen mit verschiedenen pädagogischen und therapeutischen Hintergründen hauptamtlich mit, darunter auch ein Respekt-Trainerin und eine Ernährungsberaterin. Unser Team ist interdisziplinär aufgestellt und wird stetig durch pädagogische Fachkräfte aus unterschiedlichen Fachbereichen, wie zum Beispiel Kindheitspädagogik, interkulturelle Kommunikation und der Jugendhilfe angeleitet.

Wir schätzen die Arbeit in einem bunten Team, in dem die verschiedenen Erfahrungen und Hintergründe zusammenkommen und die Konzeptionierung, Gestaltung und Umsetzung unseres Bildungsprogramms bereichern. Der wertschätzende Umgang miteinander im Team, unser Austausch und die gemeinsame Motivation, BNE auf dem Hof kreativ und innovativ zu gestalten, ermöglicht unser gemeinsames Wachstum. Wir führen regelmäßig kollegiale Fallberatungen durch und nehmen an Fortbildungen teil, um unseren methodischen, inhaltlichen und didaktischen Wissensschatz stetig zu erweitern.  

Unsere Zielgruppen

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) zielt darauf ab, durch die Entwicklung von Zukunfts- und Gestaltungskompetenzen das Denken und Handeln jedes Einzelnen zu verändern und so zur nachhaltigen Transformation der Gesellschaft beizutragen. Daher sind bei uns alle Menschen willkommen, unabhängig von ihrer sozialen oder kulturellen Herkunft. Auch neurodivergente Personen und Menschen mit Behinderungen sind selbstverständlich Teil unserer Gemeinschaft. 

Unser Angebot richtet sich hauptsächlich an Kinder und Jugendliche vom Kindergarten über die Grundschule bis zur Sekundarstufe I und II. Unsere Bildungsangebote integrieren BNE, wie in den Lehrplänen gefordert, als Querschnittsaufgabe. Unsere Themenschwerpunkte schließen fächerübergreifend an viele Themen der Lehrpläne in verschiedenen Fächern und Klassenstufen an, und wir streben langfristige Bildungspartnerschaften mit Schulen an. 

Darüber hinaus ist uns die Schulung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ein wichtiges Anliegen. Wir bieten auch maßgeschneiderte Lernangebote für Familien, Erwachsene, Fachkräfte und Unternehmen an, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Interessen der Teilnehmenden abgestimmt sind. Damit fördern wir das Bewusstsein und das Engagement für nachhaltige Praktiken. 

Wir verstehen uns als offenen und lebendigen Lernort und bauen daher unsere Zusammenarbeit mit kommunalen und regionalen Institutionen, Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Akteuren kontinuierlich aus. In diesem Zusammenhang nutzen wir regelmäßig regionale Veranstaltungen, um uns öffentlich über BNE auszutauschen. 

BNE/UMWELTBILDUNG AUF DEM GERTRUDENHOF

Nachhaltigkeit bedeutet, dass alle gegenwärtigen und zukünftigen Generationen die gleichen Chancen haben sollen, ein gutes Leben auf der Erde zu führen. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) als Bildungskonzept ermöglicht es, von klein auf die Werte, Haltungen, das Wissen und die Kompetenzen zu erwerben, die nötig sind, um ein Leben lang aktiv an der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft mitzuwirken. 

Bei uns erleben Menschen traditionelle, nachhaltige Landwirtschaft im jahreszeitlichen Rhythmus, direkt und zum Anfassen. Wir nutzen unsere Äcker, Weiden, Streuobstwiesen, Blühwiesen und Hühner, um die saisonale und alltägliche Arbeit auf dem Hof, ökologische Kreisläufe, die Produktion und Verarbeitung von Lebensmitteln sowie die Bedeutung der Biodiversität erfahrbar zu machen. Die auf dem Hof produzierten Lebensmittel werden vor Ort im Bauernmarkt verkauft, sodass die gesamte Wertschöpfungskette an einem Ort und saisonal nachvollzogen werden kann. 

Diese unverfälschten Naturerfahrungen und die direkt erfahrbaren Kontexte der Nahrungsmittelproduktion, kombiniert mit Selbstwirksamkeitserfahrungen durch unsere praxisnahen und handlungsorientierten Angebote, wie das eigene Pflanzen, Ernten, Verarbeiten und Verkosten, bilden in allen Altersgruppen die Grundlage unseres Bildungsansatzes. Entsprechend dem Alter und Vorwissen der Lerngruppen passen wir die Komplexität der Inhalte und die Auswahl der Methoden an. Diese Methoden gehören stets in das Spektrum des forschenden, erfahrungsbasierten und handlungsorientierten Lernens, wie etwa die Beobachtung des Verhaltens unserer Hühner, ergänzt durch regelmäßige Reflexionsphasen, in denen Erfahrungen, Beobachtungen und Ideen besprochen und weiterentwickelt werden. 

Wir arbeiten mit spielerischen und bewegungsbasierten Ansätzen, wie Schnitzeljagden über den Hof, um den Bedürfnissen der Teilnehmenden ganzheitlich gerecht zu werden. In unseren Programmen legen wir Wert auf ritualisierte Abläufe, um neue Verhaltensweisen zu erproben und einzuüben. Wir fördern systemisches Denken und ermutigen zu selbstständigem, verantwortungsvollem Handeln und respektvollem Miteinander in der Gruppe. 

Mit unserem Ansatz fördern wir folgendes Wissen und Kompetenzen: 

Wissen:  

  • Die Teilnehmenden verfügen über praktisches Wissen über traditionelle Landwirtschaft vom Säen und Pflanzen über die Ernte bis zur Verarbeitung und zum Vertrieb. 
  • Die Teilnehmenden haben erfahrungsbasiertes Wissen über die Produktion von Lebensmitteln. Sie wissen um den Wert der Nahrungsmittel und wissen, wie man mit diesen respektvoll umgeht.  
  • Die Teilnehmenden haben Wissen über den jahreszeitlichen Rhythmus der landwirtschaftlichen Arbeit und damit zusammenhängend über die jeweiligen Aktivitäten zur Produktion von Lebensmitteln. 
  • Die Teilnehmenden wissen um die Bedeutung der Biodiversität für die Landwirtschaft und den größeren ökologischen Kontext  
  • Die Teilnehmenden wissen über die sozialen, ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen von Ernährungsgewohnheiten Bescheid. 

Kompetenzen: 

Handlungskompetenz:  

    • Die Teilnehmenden können bei Aussaat, Pflanzung und Ernte, bei der Versorgung der Hühner sowie bei der Verarbeitung von Lebensmitteln helfen. Sie verfügen über grundlegende praktische landwirtschaftliche Fähigkeiten.  
    • Die Teilnehmenden können bewusst nachhaltigere Entscheidungen in den Themenschwerpunkten treffen und entsprechend verantwortungsbewusst handeln. 
    • Die Teilnehmenden können gesunde Nahrungsmittel benennen, deren Herkunft und Saisonalität erläutern und sie verarbeiten. 

Gestaltungskompetenzen:

  • Die Teilnehmenden können im Zusammenhang mit den Schwerpunktthemen eigene Lösungsstrategien entwickeln, eigene nachhaltige Verhaltensweisen für ihren Alltag entwickeln und in diesen integrieren.
  • Sie können diese Verhaltensweisen und die damit verbunden Werte erklären und weitergeben.  

 

Unser Auftrag und unsere Ziele in der BNE

Unsere pädagogische Arbeit basiert auf dem Fundament der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und ist auf den spezifischen landwirtschaftlichen Kontext unseres Lernortes abgestimmt. Unser landwirtschaftlicher Betrieb zeichnet sich durch integrativen Ackerbau und Freiland-Hühnerhaltung aus. Durch die direkte Einbindung in die alltägliche landwirtschaftliche Arbeit erhalten unsere Lernenden tiefe Einblicke und entwickeln ein Verständnis für die Bedeutung nachhaltiger Landwirtschaft und Biodiversität.

Unser vielfältiges Bildungsangebot orientiert sich am jahreszeitlichen Rhythmus und bildet landwirtschaftliche Zyklen ab. Dadurch lernen die Teilnehmenden den Zusammenhang von Saisonalität, Nachhaltigkeit und gesunder, regionaler Ernährung kennen. Wir setzen BNE praktisch um und bieten Aktivitäten wie gemeinsames Säen und Ernten, die Verarbeitung von Lebensmitteln und das Kochen in der Gruppe an. So vermitteln wir die Bedeutung eines wertschätzenden Umgangs mit Lebensmitteln. Unser übergeordnetes Ziel ist die Förderung der Zukunftskompetenzen in den genannten Themenbereichen. Dabei orientieren wir uns an der Agenda 2030, dem Orientierungsrahmen für den Lernbereich globale Entwicklung und der Leitlinie BNE NRW mit den folgenden Schwerpunkten: Erstens basiert unsere Arbeit auf dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung. Wir betrachten unsere Themenschwerpunkte immer im Spannungsfeld zwischen Ökologie, Ökonomie, Sozialem und Politischem. Synergien und Zielkonflikte aus unserem landwirtschaftlichen Alltag, wie etwa die Anwendung der Fruchtfolge unter ökologischen Aspekten und gleichzeitigem ökonomischen Druck, bilden die Ausgangspunkte unserer Lernprozesse. Diese alltäglichen Herausforderungen bieten die Grundlage für kreatives, forschendes Lernen und werden so zum Motor für die Entwicklung nachhaltiger Ideen. Zweitens leitet uns der Beutelsbacher Konsens. Wir verzichten auf Überwältigung, achten das Kontroversitätsgebot und ermöglichen unseren Teilnehmenden eine selbstständige Wissensaneignung sowie die Entwicklung einer eigenen Haltung. 

Erfahren: Erfahrungsbasiertes Lernen

Durch praxisnahe Tätigkeiten auf dem landwirtschaftlichen Betrieb ermöglichen wir den Teilnehmern, direkt in die Welt der Biodiversität, nachhaltigen Landwirtschaft und Ernährung einzutauchen. Ob beim Pflanzen, Pflegen und Ernten von Nutzpflanzen oder beim Kennenlernen der vielfältigen Lebensräume – die direkte Erfahrung und der Spaß am Erleben stehen im Mittelpunkt. Naturerfahrungen führen zu einer emotionalen Bindung, zu Neugierde und zu Selbstwirksamkeitserfahrungen. Das bildet die Grundlage, Wissen zu sammeln und Zusammenhänge zu verstehen.  

Verstehen: Ganzheitliches Lernen

Unser Ansatz integriert verschiedene Lernbereiche und -stile, um ein umfassendes Verständnis zu fördern. Forschendes Lernen und eigenständiges Entdecken des Hofs fördert und fordert die Neugierde und Selbstständigkeit der Teilnehmenden. Wir machen die in unserem landwirtschaftlichen Alltag aufeinandertreffenden Perspektiven und Erfahrungen transparent und reflektieren diese mit unseren Teilnehmenden. Durch interaktive Workshops und Erkundungstouren lernen sie nicht nur die Theorie, sondern auch praktische Fähigkeiten im Anbau und Verarbeitung von Lebensmitteln kennen und vertiefen die emotionale Verbundenheit zur Thematik. Wir entwickeln auf diese Weise spielerisch und praxisnah das systemische Denken und die Reflexionsfähigkeit der Teilnehmenden.  

Handeln: Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

Wir befähigen die Teilnehmenden nachhaltigere Entscheidungen zu treffen und verantwortungsbewusst zu handeln. Unsere Bildungsangebote zeigen die Bedeutung nachhaltiger Anbaumethoden und der Biodiversität und die sozialen, ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen von Ernährungsgewohnheiten auf. Die Teilnehmenden werden angeregt, über ihre eigenen Handlungen nachzudenken und nachhaltige Verhaltensweisen für ihren Alltag zu entwickeln und in diesen zu integrieren.  

Wir nehmen unsere gesellschaftliche Verantwortung ernst und leisten unseren Beitrag zur Umsetzung der SDGs 3 (Gesundheit und Wohlergehen), 4 (hochwertige Bildung), 12 (Nachhaltiger/r Konsum und Produktion), 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz), 15 (Leben an Land) und 17 (Partnerschaften zur Erreichung der Ziele). Dafür engagieren wird uns jeden Tag sowohl in der landwirtschaftlichen Praxis und im Rahmen unserer Bildungsprogramme und tragen damit zur nachhaltigen Transformation bei. Wir nehmen eine Vorbildrolle für unsere Teilnehmenden, Besucherinnen und Besucher und für andere Betriebe ein und tragen unsere Werte in die Gesellschaft.