Die Konik Ponys “Nando, Nuri und Navarro”

Was für eine Geschichte!
Unsere drei lieben Konik Ponys haben wirklich jede Menge Glück gehabt und kamen auf sehr spektakuläre Weise zu uns in den Gnadenhof Streichelzoo.

Aber nun mal von Anfang an:
Im August 2020 stießen wir rein zufällig auf einen Hilferuf. In dem Posting ging es um eine kleine Gruppe Koniks aus einem holländischen Nationalpark, die schon am nächsten Tag geschlachtet werden sollten. Pferdefreunde hatten diese Frist schon mühselig beim Schlachtbetrieb in Belgien erbettelt, also kein Aufschub mehr! Für die insgesamt 3 Stuten und 4 Fohlen, darunter auch noch 2 Waisenfohlen, deren Mütter irgendwo verloren gegangen waren ging es jetzt wohl um Leben und Tod. Obwohl der Hilfeaufruf auf Facebook mehr als 2.000-mal geteilt wurde und weit über hundert Kommentare fasste, war recht schnell klar, dass keiner die 7 Pferde wirklich so kurzfristig abholen konnte. Also recherchierten und organisierten wir auf Hochtouren, sodass am Abend die Planung stand: Morgen gehts mit drei Fahrzeugen nach Belgien! Zum Glück hat bei der sehr spontanen Rettungsaktion alles geklappt und unter großer Aufregung seitens all unserer Helfer (an dieser Stelle noch mal ein großes DANKE !) kamen unsere Wildpferde mitten in der Nacht gut und vor allem quicklebendig an!

Da es uns nicht möglich war alle 7 Ponys zu behalten, kümmerten wir uns, nachdem der Schnupfen der Ponys auskuriert war, darum, die 3 Stuten und eins der Fohlen in allerbeste Hände weiter zu vermitteln und beschlossen, dass die anderen drei Fohlen zusammen bei uns aufwachsen dürften.

Aber warum landen so gesunde und junge Pferde beim Schlachter? Leider ist das keine Seltenheit, denn in vielen niederländischen und auch deutschen Nationalparks werden die sehr robusten und genügsamen Koniks “ausgewildert”, um die Flächen zu beweiden. Da die Tiere sich dort unkontrolliert vermehren können, müssen regelmäßig Tiere herausgefangen werden, damit ihnen im Winter nicht das Futter ausgeht.

Es freut uns sehr mitzubekommen, wie die vermittelten Pferde bei ihren neuen Menschen schnell Fortschritte machen und sich immer mehr an ihr neues Leben gewöhnen. Und auch unseren hübschen Wildpferde-Fohlen merkt man ihre anfängliche Zurückhaltung kaum noch an. So zeigen sich die Ponys ausgesprochen neugierig und freundlich – aber dafür sind Koniks auch eigentlich bekannt. Langsam lernen auch unsere Fohlen, was man als junges Pferd so lernen sollte, wie z. B. das Tragen eines Halfters, das Laufen am Führstrick und Heben der Hufe auf Kommando.

Nando, Nuri und Navarro, wie die drei nun heißen sehen mit ihrem falbfarbenen Fellkleid ihren Vorfahren noch sehr ähnlich. Nuri und Nando sind eher grau und werden daher als Graufalben bezeichnet. Navarro hat ein rötliches Fell und ist ein Fuchsfalbe. Charakteristisch für Falben sind die sogenannten Wildmerkmale: der dunkle Aalstrich; der sich quer über den Rücken, bis durch Schweif und Mähen zieht, sowie die Zebrastreifen an den Beinen. Ihren Ursprung hat die genügsame Ponyrasse in Steppen und Wäldern Polens und Weißrusslands, wo sie deshalb auch heute sehr viel verbreiteter ist als bei uns in Deutschland.

Da sie in Größe, Statur und Erscheinungsbild sehr dem Tarpan ähneln, einer im 19. Jahrhundert ausgestorbenen Wildpferderasse, wurden sie lange als dessen Nachfahren bezeichnet, was sich jedoch später durch DNA-Tests als Irrglaube herausstellte.
Heute geht man davon aus, dass es sich bei den Koniks zunächst um Herden verwilderter Hauspferde handelte, die in Polen bis ins Jahr 1798 auch noch als jagbares Wild galten. Im 19. Jahrhundert begannen dann polnische Bauern, vermehrt ihre Hauspferde mit den wilden, widerstandsfähigen Koniks zu kreuzen und erhielten ein robustes Arbeitspferd, welches genügsam war und als Trag- und Zugtier problemlos schwere Arbeiten in der Landwirtschaft verrichten konnte.
Im ersten Weltkrieg wurden die Koniks dann als Transportmittel für deutsche und russische Truppen eingesetzt und mit den übrig gebliebenen Tieren in den 1920er Jahren in Polen die ersten Gestüte errichtet mit dem Ziel, eine der wenigen polnischen Regionalrassen zu erhalten. Zu dieser Zeit erhielten sie auch ihren offiziellen Namen. Konik ist das polnische Wort für „Pferdchen / kleines Pferd“, denn die Tiere haben eine Größe zwischen 130 und 140cm Stockmaß und können damit noch als Pony bezeichnet werden.